Quelle: Universität zu Köln – Das Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) hat zusammen mit der Bertelsmann-Stiftung kürzlich eine Studie publiziert, die den Einsatz von Algorithmen in der Gesundheitsversorgung interdisziplinär betrachtet. Auf Basis einer systematischen Literaturrecherche haben die Kölner Wissenschaftler unter Leitung der Medizinethikerin Prof. Christiane Woopen verschiedene Anwendungsfelder und Praxisbeispiele, Vorteile, Risiken und notwendige Rahmenbedingungen eines verstärkten Einsatzes von Algorithmen im Gesundheitswesen untersucht.

Mit einer grundsätzlich positiven Grundlage erläutern die Autoren das Potenzial von Algorithmen im Gesundheitweisen. Sie führen etwa an, dass Algorithmen zu einer besseren und früheren Diagnostik von Krebserkrankungen oder psychischen Erkrankungen beitragen und das medizinisch-pflegerische Fachpersonal von Routineaufgaben entlasten könnten. Nahezu alle Bereiche der Gesundheitsversorgung, von Prävention, Diagnostik über die Pflege bis hin zur Versorgungsforschung, könnten prinzipiell von den neuen digitalen Möglichkeiten profitieren. Die Kölner Forscher beschreiben als Vorteile u.a.:

  • Verbesserte Früherkennung von Krankheiten
  • Individuelle Risikoabschätzung und Abschätzung der Chancen einer bstimmten Therapie
  • Standardisierte Prozesse für eine höhere Patientensicherheit
  • Erhöhte Effizienz und Wirtschaftlichkeit
  • Entlastung des Fachpersonals, bspw. von Dokumentationsaufgaben
  • Schnellerer Transfer von Forschungsergebnissen in die medizinische Praxis
  • Förderung der Versorgungsforschung durch differenzierteres Erkennen von Zusammenhängen und Kausalitäten.

Den positiven Aspekten dieser technischen Entwicklung setzen sie jedoch auch potenzielel Risiken entgegen, die besonders dann relevant würden, wenn die Digitalisierung bzw. die zunehmende Verbreitung von maschinellen Lernen, Künstlicher Intelligenz, Big Data etc. nicht aktiv gestaltet werde. Zu den Risiken bzw. Herausforderungen zählen sie u.a.:

  • Mangelnde individuelle Kontrolle bei zunehmend automatisierten Abläufen und mangelnde Wertschätzung der menschlichen Urteilskraft und Erfahrung
  • Bedrohung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung und Missbrauchsrisiken
  • Zunehmende Anforderungen an das medizinische Personal
  • Rechtliche Unklarheiten

Die Kölner Wissenschaftler benennen die vielfältigen Vorteile, weisen aber auch auf die Bedeutung einer intensiven ethischen Diskussion hin, die die Anwendung dieser digitalen Technologien für die Gesellschaft und auch einzelne Anwendergruppen gründlich analysiert. Insbesondere auch der Schutz vor Diskriminierung, haftungsrechtliche Fragestellungen und ein gerechter Zugang zu den digitalen Ressourcen seien entscheidend. Dabei machen sie auch deutlich, dass zwecks einer gemeinsamen Wissens- und Entscheidungsgrundlage zunächst überhaupt einmal einheitliche Definitionen der einzelnen Technologien gefunden und konsentiert werden müssten. Bisher läge keine allgemeingültige Defintion für Algrorithmen vor.

Das Team um Prof. Woopen fordert in ihren Handlungsempfehlungen, dass einheitliche Standards etabliert werden müssen, die interdisziplinär festzulegen seien und die Planung, Programmierung, Verwendung und Kontrolle dieser Technologien beträfen. Vor allem sei eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung bzw. der Patienten, aber auch der Politik und Wissenschaft nötig, um letztlich eine fundierte Diskussion und informierte Entscheidungen zu ermöglichen.

Die Studie steht kostenfrei unter diesem Link zum Download zur Verfügung.

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  • Binärcode-Computer: geralt, pixabay.com