Quelle: Ärzteblatt.de – Psychische Erkrankungen gehören zu den wichtigsten Krankheiten in Deutschland, allein an depressiven Störungen erkranken nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe 5,3 Millionen Erwachsene oder 8,2% im Laufe eines Jahres. Der Bedarf an Therapieplätzen ist daher prinzipiell hoch, kann aber insbesondere in ländlichen Regionen auf konventionelle Weise nicht immer abgedeckt werden. Vor diesem Hintergrund sind in den letzten Jahren vermehrt Online-Angebote auf den Markt gekommen, die – teils mit Beteiligung von gesetzlichen und privaten Krankenkassen – flexible Hilfe bei psychischen Problemen versprechen. Doch eignen sich diese Angebote bzw. gibt es hier Qualitätsunterschiede? Dieser Frage ist die Stiftung Warentest in ihrem Test nachgegangen.

Von Acht Programmen vier empfehlenswert

Die Stiftung Warentest hat insgesamt acht Programme überprüft, die für Depressionen gedacht sind. Vier davon wurden als „empfehlenswert“ eingestuft, drei weitere Online-Angebote sind „eingeschränkt empfehlenswert“. Die „empfehlenswerten“ Programme erwiesen sich als positiv in Hinblick auf Konzept und Wirksamkeitsnachweise durch Studien. Ein Programm einer großen Krankenkasse konnte nicht evaluiert werden, weil die Tester nach Angaben von Stiftung Warentest keinen Zugang erhielten.

Die Online-Programme sind dabei teils sehr unterschiedlich aufgebaut und arbeiten mit unterschiedlichen Modulen, vielfach gestützt auf die sog. kognitive Verhaltenstherapie. Schriftliche Elemente und Übungen werden um interaktive Formate wie Videos ergänzt.

Die Testergebnisse stützen sich dabei nach Angaben der Stiftung Warentest neben allgemeineren Kriterien wie Patientensicherheit und Transparenz u.a. auf die Urteile von zwei psychotherapeutischen Gutachtern in Anlehnung an die Qualitätskriterien der Deutschen Gesell­schaft für Psycho­logie, der Deutschen Gesell­schaft für Psychiatrie und Psycho­thera­pie, Psycho­somatik und Nervenheil­kunde, des Berufs­verbandes Deutscher Psycho­loginnen und Psycho­logen und der Bundes­psychotherapeutenkammer.

Unterschiedliche Einordnung

Die Testergebnisse werden dabei unterschiedlich eingeordnet. Nach Angaben von Barbara Lubisch, Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung, sei es begrüßenswert, dass die Stiftung Warentest anhand transparenter Kriterien die Programme beurteile. Gleichzeitig warnte sie vor Angeboten, die ohne vorherige Beteiligung bzw. Beurteilung seitens Ärzten oder Therapeuten auskämen.

Farina Schurzfeld, Mitgründerin des von Stiftung Warentest nur als „eingeschränkt empfehlenswert“ eingestuften Programms „Selfapy“, findet die herangezogenen Kriterien auf Nachfrage von Gründerszene.de „fraglich“, räumt aber auch Verbesserungspotenzial ein. Die Tester kritisierten den nur „mittleren“ therapeutischen Nutzen und Verbesserungsbedarf in Punkto Sicherheit. Schurzfeld entgegnete, dass Kriterien wie Patientenzufriedenheit oder die psychologische Begleitung nicht beachtet wurden. Schurzfeld kündigte jedoch an, dass bald eine Untersuchung in Kooperation mit der Charité in Berlin starten würden, um die Wirksamkeit des Programms zu belegen.

Den Artikel von Stiftung Warentest können Sie hier erwerben.

Bildquelle

  • Tastatur schwarz-weiß: rawpixel, pixabay.com