Wer, Was, Wie, Warum? Fragen und Antworten zu mobilen Gesundheitsanwendungen
Was sind eigentlich gesundheitsbezogene Apps?
Häufig wird auch der umfassendere Begriff „Mobile Health (mHealth)“ verwendet. Dieser fokussiert den Einsatz mobiler Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen und fokussiert nach Endl et al. (2015) medizinische Verfahren und Verfahren der Gesundheitsvorsorge, welche durch Mobilgeräte wie Mobiltelefone, Patientenüberwachungsgeräte, persönliche digitale Assistenten (PDA) und andere drahtlos angebundene Geräte unterstützt werden erbracht werden.
Gesundheits-Apps umfassen nach Albrecht (2014) und Gehring et al. (2014) mobile Anwendungen, die das Ziel verfolgen, das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden positiv und nachhaltig zu beeinflussen. Sie richten sich eher an medizinische Laien bzw. Patientinnen und Patienten und sind häufig den Bereichen Wellness, Ernährung und Lebensstil zuzuordnen. Medizinische Apps bzw. „Medical Apps“ hingegen konzentrieren sich auf die medizinischen Kernthemen der Diagnostik, Therapie und Prävention von Krankheiten und Verletzungen und richten sich an Gesundheitsfachkräfte.
Welche Anwendungsfelder gibt es für Apps?
- Erinnerung an die Medikamenteneinnahme
- Ernährungstagebücher
- Tagebücher für das Eintragen von Symptomen und Empfindungen
- Apps zur Aufzeichnung des Blutzuckers, der Kalorienaufnahme usw. mit integrierter graphischer Auswertung und Darstellung
- Fitness-Apps, z.B. Schrittzähler, Übungsprogramme für den Rücken etc.
- Wissensdatenbanken und Nachschlagewerke für Ärzte
- Apps zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen/ zur EKG-Aufzeichnung
- Hörtest-Apps zur Überprüfung des eigenen Hörvermögens
- …
So unterschiedlich wie die Funktionen sind, so sehr unterscheiden sich natürlich auch die Anforderungen an die Hersteller. Insbesondere, wenn auch medizinische Tests und Diagnosen durch die App erfolgen sollen, sind entsprechende Vorgaben zur Zertifizierung und zum Qualitätsmanagement zu erfüllen.
Sind Apps nur etwas für Patienten? Oder gibt es auch Angebote für Ärzte und Gesundheitsfachkräfte?
Wer entwickelt eigentlich solche Apps?
- Krankenkassen
- Selbstverwaltung (z.B. Kassenärztliche Bundesvereinigung)
- Softwareunternehmen/-entwickler
- Mediziner/Gesundheitsfachkräfte
- Patienten/Selbsthilfegruppen
- Pharmaunternehmen
- Medizinische Versorgungsnetzwerke (z.B. Krankenhausverbund)
Können Apps auch Medizinprodukte sein?
- Apps, die Medikamentendosen berechnen oder Wechselwirkungen identifizieren.
- Apps, die zur Diagnostik von radiologischen Bildern eingesetzt werden
Apps, die z.B. einfach als Nachschlagewerk oder der Abrechnung dienen, sind keine Medizinprodukte.
Es ist nicht immer ganz einfach, eine klare Unterscheidung zu treffen. Bestimmte Apps können gewissermaßen einen Graubereich darstellen und sind daher einzeln zu bewerten.
Entscheidend für die Unterscheidung ist die Zweckbestimmung, also das Anliegen des Herstellers, welcher dieser mit der App verbindet. Dabei geht es darum, was mit der App erreicht werden soll (welche Krankheit adressiert wird) und wie die Anwendung dieses Ziel erreichen soll.
Smartphone-Apps können daher auch für sich genommen „ganz normale“ Medizinprodukte darstellen, sofern die Software gemäß §3 Nr. 1 Medizinproduktegesetz (MPG) mindestens einen der folgenden Zwecke dient:
- Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten,
- Erkennung, Überwachung, Behandlung, Linderung oder Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen,
- Untersuchung, Ersetzung oder Veränderung des anatomischen Aufbaus oder eines physiologischen Vorgangs,
- Empfängnisregelung.
Erfüllt eine App die Merkmale eines Medizinproduktes, erhält sie eine CE-Kennzeichnung und wird in eine sog. Risikoklasse eingeteilt. Die Risikoklassen reichen von Klasse I (geringes Risiko) über IIa und IIb bis Klasse III (hohes Risiko). Die meisten Apps gehören zur ersten Risikoklasse. Mit der Zertifizierung als Medizinprodukt und der Einteilung in eine bestimmte Risikoklasse gehen entsprechende rechtliche Anforderungen einher, z.B. was Haftung oder Sicherheit angeht.
Insgesamt stellt die Mehrheit der angebotenen Apps in den App-Stores kein zertifiziertes Medizinprodukt dar. Weitere Informationen zum Thema liefert das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) mit seiner Orientierungshilfe Medical Apps.
Was zeichnet eine gute App aus? Gibt es hierfür Kriterien?
- Zweck und Funktionalität:
Ist genau angegeben, welchen Zweck die App verfolgt? Weist die App daraufhin, dass bei Fragen oder unklaren Beschwerden ein Arzt aufgesucht werden sollte? Gibt es regelmäßige Updates der App (bspw. alle sechs Monate)? Läuft die App stabil und ohne große Abstürze? Funktioniert die App auch ohne dauerhafte Internetanbindung bzw. offline? - Qualität:
Auf welcher Grundlage wurden die Inhalte der App zusammengestellt? Gibt es bereits gute Bewertungen durch andere Nutzer (dies kann ein erster guter Ansatz sein, muss jedoch nicht zwangsläufig etwas über die Qualität aussagen? Kann die App Siegel, Zertifikate o.ä. aufweisen? Stellt die App eigenständig eine Diagnose (hier gilt es besonders kritisch zu sein)? - Datenschutz:
Enthält die App (oder zumindest die dazugehörige Webseite) eine ausführliche und leicht zugängliche Datenschutzkerlärung? Weist die Datenschutzerklärung auf wichtige Aspekte wie Art, Zweck und Umfang der Datenverarbeitung hin? Klärt die App den Nutzer über seine Rechte wie Dateneinsicht und Löschung auf? Gibt es Kontaktmöglichkeiten für weitere Informationen? Welche Zugriffsrechte benötigt die App? Sind diese angemessen und zweckdienlich? - Impressum:
Ist ein vollständiges (Adresse und Kontaktmöglichkeiten) Impressum angegeben? Sind anhand des Impressums potenzielle Interessenkonflikte bzw. finanzielle Interessen erkennbar? - Finanzierungsgrundlage:
Wie finanziert sich die App – über Werbung, Kaufgebühren, Fördergelder, Sponsoring? Wird nur für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Therapieform geworben?
Weiterführende Informationen bietet bspw. die Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps des Aktionsbündnis` Patientensicherheit.
Wo finde ich Informationen über barrierefreie Apps?
- Aktion Mensch mit umfangreichen Informationen zum Thema Digitale Barrierefreiheit
- GARi mit Informationen zu barrierefreien Apps und Geräten
- KuUBuS App-Center als Datenbank für barrierefreie Apps und Technologien (speziell für blinde und sehbehinderte Nutzer)
- Rehab-Qualitiy der TU Dortmund mit Checkliste und Guidelines für eine barrierefrei Gestaltung von mobilen und digitalen Angeboten
Was ist von Siegeln, Zertifikaten etc. für Apps zu halten?
Gibt es die App auf Rezept? Für welche Apps zahlen die Krankenkassen?
- Accu-Check View für Diabetes mellitus
- CardioSecur zur Herzrhythmusanalyse bzw. als mobiles EGK
- Caterna Sehschule zur Behandlung der Amblyopie (Schwachsichtigkeit eines Auges)
- Kasseler Stottertherapie zur mobilen Unterstützung der Stottertherapie
- Mimi Hörtest zur Testung des eigenen Hörvermögens
- myDiabetizer für Diabetes mellitus Typ I und II
- Tinnitracks zur Unterstützung der Tinnitustherapie
Gibt es sichere Messenger-Dienste für Ärzte und Gesundheitsfachkräfte?
Messenger-Dienst | Link |
Hospify | https://www.hospify.com/ |
Threema | https://threema.ch/de |
Telegram | https://telegram.org/ |
Hoccer | https://hoccer.com/de/ |
Teamwire | https://www.teamwire.eu/home-de-de |
Grape | https://www.chatgrape.com/ |
Signal | https://signal.org/ |
MedicBleep | https://www.medicbleep.com/ |
medCrowd | https://www.medcrowd.com/ |
Chiffry | https://www.chiffry.de/ |
SimsMe | https://www.sims.me/ |
Dorner i/med Messenger | https://www.dorner.de/de/alle-produkte-dorner/i-med-messenger-software-zur-sicheren-kommunikation-details |
An wen kann ich mich wenden, wenn ich weitere Informationen benötige?
- Aktionsbündnis Patientensicherheit
- Verbraucherzentrale Bundesverband
- ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH
- Krankenkassen
- Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen
- Medizinische Fachgesellschaften
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