Quelle: ditg.de – Lebensstilintervention wird bei Typ 2 Diabetes mellitus als adäquater Therapieansatz empfohlen. Trotzdem liegt der Fokus nach wie vor auf medikamentöser Therapie. Der Lebensstilintervention wird eine fehlende langfristige Wirksamkeit vorgeworfen – zu Unrecht, wie das Westdeutsche Diabetes- und Gesundheitszentrum (WDGZ) unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Martin und das Deutsche Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung (DITG) jetzt erneut zeigen. Im Rahmen eines Follow-ups zur TeLiPro-Studie (2017 veröffentlicht in „Diabetes Care“) wurden die Langzeiteffekte über einen Zeitraum von 36 Monaten untersucht und im Vergleich zur Routineuntersuchung deutlich positiver bewertet.

Das Follow-up fand nach Abschluss eines bereits zwölf Monate dauernden telemedizinischen Coachings statt. „Die Auswertung zeigt: Lebensstilintervention verbessert den Gesundheitszustand nachhaltig. Damit bestätigen die Ergebnisse den erfolgversprechenden Ansatz von TeLiPro bei der Behandlung von chronisch kranken Menschen“, zeigte sich Bernd Altpeter, Geschäftsführer des DITG, überzeugt. Die Ergebnisse wurden jetzt im aktuellen Band 28, 2/2019 der Fachzeitschrift „Diabetes, Stoffwechsel, Herz“ publiziert (S. 69 ff.) und werden Ende Mai auf dem Diabetes Kongress 2019 in Berlin als Poster präsentiert.

Für das Follow-up wurden 96 Diabetes Typ2-Patienten im Anschluss an die initiale TeLiPro-Studie weiter telemedizinisch begleitet und bedarfsweise gecoacht. Teilnehmer der TeLiPro-Gruppe (n=62), die ihre erzielte HbA1c-Reduktion aufrechterhalten konnten (Anstieg zwischen den Monaten 6 und 12 <0,3 %), erhielten weiterhin einmal pro Monat ein telemedizinisches Coaching. Patienten mit einem HbA1c-Anstieg ≥ 0,3 % bekamen eine 3-monatige Re-Intervention, die Kontrollgruppe verblieb gesamthaft in der Routineversorgung. Die Analyse nach 36 Monaten zeigt: Die TeLiPro-Gruppe konnte die Reduktion des HbA1c-Wertes und des Körpergewichts aufrechterhalten, die Kontrollgruppe nicht (ITT: TeLiPro -0,70% [-1,05; -0,30] vs. Kontrolle 0,10% [-0,50; 0,60]; P=0,045) bzw. Gewichtsabnahme (TeLiPro -9,0kg [-11,1; -6,6] vs. Kontrolle 2,1kg [-1,1; 5,1]; P < 0,001). Zudem zeigen Sub-Analysen, dass mehr als 70 % der Patienten dauerhaft von einer einmaligen telemedizinischen Lebensstilintervention profitieren und auch bei Patienten mit Re-Interventionsbedarf signifikante Verbesserungen im HbA1c und Gewichtsverlauf erzielt werden können.

Bild: DITG

Die telemedizinische Plattform TeLiPro bietet ganzheitliches Disease Management aus einer Hand. Ursprünglich für die Indikation Diabetes mellitus entwickelt, ist die Plattform heute auf die Behandlung von multimorbiden Patienten ausgerichtet. Der modulare Aufbau ermöglicht die Abbildung sowohl eindeutiger als auch multimorbider Diagnosen. Je nach Diagnose werden Leistungserbringer weiterer Fachgebiete hinzugezogen. Kernstück – und Erfolgsfaktor – ist das persönliche Coaching. Dabei unterstützt ein persönlicher Gesundheitscoach die Patienten dabei, einen aktiveren und gesünderen Lebensstil sowie die ärztlichen Therapieempfehlungen im Alltag umzusetzen – die Adhärenz wird gestärkt, die Behandlungslücke zwischen den Arztbesuchen geschlossen. TeLiPro ist direkt beim behandelnden Arzt eingebettet. Durch diese unmittelbare Integration am Point of Care wird die Anzahl von Sektoren und Schnittstellen reduziert. Das spart Kosten, erhöht die Effizienz und steigert den Behandlungserfolg für den Patienten.

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TeLiPro verfolgt das Ziel, den Gesundheitszustand und die Lebensqualität von chronisch Erkrankten langfristig zu verbessern, mindestens aber zu erhalten und damit Risikofaktoren für Begleit- und Folgeerkrankungen zu minimieren. TeLiPro richtet sich an Patienten mit Diabetes Typ 1 und 2, aber auch an Patienten mit z. B. Morbus Crohn, Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen, Asthma oder Krebs. Ein persönlicher Gesundheitscoach unterstützt die Pa­tienten dabei, einen aktiveren und gesünderen Lebensstil sowie die ärztliche Therapieempfehlungen im Alltag umzusetzen. TeLiPro ist Teil der Landesinitiative eGesundheit.nrw.

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  • Blutzuckermessgerät in der Hand: stanias, pixabay.com