Quelle: McKinsey DeutschlandElektronische Gesundheitsakten, Videosprechstunden, Selbsthilfe-Apps für Patienten – dies sind nur einige digitale Anwendungen, die mithelfen können, das Gesundheitswesen effektiver und vor allem effizienter zu machen. Eine neue Studie der Unternehmensberatung McKinsey Deutschland hat nun das Einsparpotenzial für das deutsche Gesundheitswesen durch digitalisierte Prozesse und Strukturen auf bis zu 34 Milliarden Euro beziffert. Diese Summe, rund 12 Prozent des Gesamtvolumens von 290 Milliarden Euro, hätte laut McKinsey im Jahr 2018 eingespart werden können.

Nutzen von 26 derzeit verfügbaren Gesundheitstechnologien

Für ihre Analyse haben die Unternehmensberater das Nutzenpotenzial von 26 derzeit verfügbaren Gesundheitstechnologien analysiert und bezogen auf Deutschland quantifiziert. Die Autoren der Studie stützen ihre Annahmen zum Effekt der einzelnen Technologien auf die Auswertung von rund 500 Forschungsdokumenten, Erfahrungen aus früheren (eigenen) Projekten sowie auf Experteninterviews. Die Gesamteinsparungen von 34 Milliarden Euro setzen sich laut dem Unternehmen aus Effizienzsteigerungen auf der einen und der Reduzierung der Nachfrage nach medizinischen Leistungen auf der anderen Seite zusammen. Die Nachfragereduzierungen würden sich etwa aus der Vermeidung von Doppeluntersuchungen oder der Vermeidung von weiteren Behandlungen, z.B. Krankenhausaufenthalten, durch eine bessere Qualität der Versorgung ergeben.

Das Nutzenpotenzial der ausgewählten digitalen Lösungen setzt McKinsey wie folgt zusammen:

  • Papierlose Daten (einheitliche elektronische Patientenakten, elektronische Rezepte, virtuelle Arztassistenten/Künstliche Intelligenz, elektronisch gestützte Mitarbeiterkommunikation): Gesamt 9 Milliarden Euro
  • Onlineinteraktion (Teleberatung, Telemonitoring von chronisch Kranken, E-Triage (Telefonservice, um vorab zu klären, welche Maßnahmen als erstes notwendig sind): Gesamt 8,9 Milliarden Euro
  • Automasierung von Arbeitsabläufen (Roboter für Krankenhauslogistik, Mobile Pflegedokumentation, RFID-basierte Ortung von Medikamenten, Betten etc., elektronische Überweisungen): Gesamt 5,9 Milliarden Euro
  • Entscheidungsunterstützung (Klinische Entscheidungsunterstützung, elektronische Steuerung von Patientenströmen, Leistungs-Dashboards zur Analyse von Verbesserungsmöglichkeiten): Gesamt 5,6 Milliarden Euro
  • Patientenselbstbehandlung/Patienten-Selbst-Service (Apps/elektronische Tools für das Management von chronischen Erkrankungen, soziale Online-Netzwerke/Communities für Patienten, Virtual Reality zur Schmerzbehandlung, Präventions-Tools zur Vorbeugung von Erkrankungen und Steigerung der eigenen Fitness, elektronische Terminvereinbarungen): Gesamt 4,3 Milliarden Euro

Das größte Einsparpotenzial wird mit 6,4 Milliarden Euro bei einheitlichen elektronischen Patientenakten gesehen.

Nächste Schritte

Die Autoren der Studie fordern, dass die Entscheidungsträger in Politik und Behörden nun vor allem die elektronische Gesundheitsakte und das elektronische Rezept umsetzen sollten. Diese müsse auf Basis offener Schnittstellen zur Förderung interoperabler Strukturen und mit Verfügungsmacht der Patienten über ihre eigenen Daten implementiert werden. Auch die Krankenkassen werden von McKinsey in die Pflicht genommen. Sie sollen sich stärker in der Konzeption und Implementierung von digital gestützten Versorgungskonzepten engagieren. Auf Seite der Leistungserbringer sieht McKinsey die Notwendigkeit, dass sie sich der Digitalisierung ohne Ängste öffnen, insbesondere da sie deutlich von der Digitalisierung profitieren könnten.

Lesen Sie hier die Studienzusammenfassung.

Bildquelle

  • Laptop von oben mit Stethoskop und Notizblock: Paulus Rusyanto