Quelle: Ärzteblatt.de – Die kontinuierliche Blutglukosemessung (CGM bzw. Continous Glucose Monitoring) stellt mittlerweile für viele Typ-1-Diabetiker einen wichtigen Baustein der Therapie dar. Im Unterschied zur konventionellen Therapie, die auf Grundlage punktueller Messungen mehrmals am Tag und darauf abgestimmter Insulinabgaben arbeitet, ermöglicht die CGM eine kontinuierliche Blutzuckerüberwachung fast ohne Stechen. Mittels „Loopen“, einer Art künstlichen Bauspeicheldrüse, kann die Therapie weiter verbessert werden.

Die Geräte, sog. Closed-Loop-Systeme, kommen jedoch momentan weniger von der Medizinprodukteindustrie, sondern gehören der Marke Eigenbau an. Das sog. „Do-it-yourself-Loopen“ erfreut sich wachsender Beliebtheit unter Diabetikern und funktioniert nach Berichten von Anwendern teils sogar besser als kommerzielle Geräte. Vor allem in den USA erfahren die Do it yourself-Geräte zur automatisierten Insulinabgabe einen kleinen Boom. Der Essener Diabetologe Dr. Frank Best schätzt, dass es momentan rund 500 Menschen in Deutschland und bis zu 6000 Menschen weltweit gibt, welche die selbst gebauten Geräten zum Diabetesmanagement nutzen – Tendenz steigend.

Die Grundlagen gehen dabei auf zwei amerikanische Typ-1-Diabetiker zurück, die eine einfache technische Lösung suchten, den Blutzucker einfacher „managen“ zu können und dachten dabei an ihr Smartphone, welches stets zur Hand ist. Sie schufen die Grundlagen für die selbst gebauten Closed-Loop-Systeme, die sogar eine bessere Alternative zu den auf dem Markt erhältlichen Geräten darstellen können. Sie entwickelten Algorithmen, die die Datenauswertung der Blutzuckerwerte aus dem CGM-Geräten strukturieren und so die Entwicklung des Blutzuckers vorhersagen konnten. Die Insulinpumpen konnten dann auf einen steigenden oder fallenden Wert reagieren.  Die Softwareprogramme und zugehörigen Informationen sind OpenSource, d.h. für jedermann im Netz frei zugänglich. Auch Diabetiker, die bereits auf eine kontinuierliche Glukosemessung statt punktueller Messungen setzen, können durch das Loopen noch Verbesserungen erzielen. Denn durch das reine Glukosemonitoring werden dem Nutzer nur die Blutzuckerwerte angezeigt und er muss selbst berechnen, wie viel Insulin die Insulinpumpte abgeben soll. Mittels der DIY-Closed-Loop-Systeme passiert dies nun quasi automatisch und algorithmenbasiert. Beim „Loopen“ werden die ermittelten Blutzuckerwerte aus den CGM-Geräten direkt an einen Rechner (z.B. ein Smartphone) gesendet, der Rechner ermittelt dann die Differenz zum angestrebten Blutzuckerwert und die Insulinpumpe kann entsprechend „reagieren“.

Die Geräte können nach eigenen Bedürfnissen und Gesundheitsstatus unterschiedlich programmiert werden. Als Rechner sind neben dem Smartphone auch Smart-Watches oder Tabletts von Android und iOS geeignet. Um das Thema herum hat sich mittlerweile eine lebendige Nutzer-Community entwickelt, die bei Problemen weiterhilft oder Möglichkeiten zum Austausch über Social-Media Kanäle anbietet.

Lesen Sie hier den ganzen Beitrag. Wer grundsätzlich Interesse an dem Thema hat, ist am 10. September 2019 herzlich zur GMDS-Jahrestagung nach Dortmund eingeladen. Im Workshop „Erst zum Arzt oder gleich die App“ referiert Silvia Woll vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe zum Thema: DIY Artificial Pancreas Systems selbst entwickelte Technologien für mehr Sicherheit und Gesundheit?

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  • Diabetes-Messgeräte auf rotem Hintergrund: Kate, unsplash.com