Prof. Dr. med. Dirk Müller-Wieland (l.), Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Manuel Ickrath (r.), Unternehmensberater in Wiesbaden mit Schwerpunkt Diabetesversorgung und Digitalisierung © Philipp Grätzel von Grätz

Quelle: e-ehalth-com.de – Auf dem Weg zu einer datengetriebenen medizinischen Versorgung hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft den digitalen Diabetesdatensatz zur Priorität der Fachgesellschaft erklärt und will bald mit einer elektronischen Diabetesakte an die Telematikinfrastruktur andocken. Prof. Dirk ­Müller-Wieland und Manuel Ickrath von der Kommission Digitalisierung der DDG erläutern Pläne und Strategie.

Wie hat sich die Diabetesversorgung in Deutschland in den bisherigen Corona-Monaten geschlagen?

Müller-Wieland: Diabetes wurde ja sehr schnell als Hochrisikoerkrankung für COVID-19 ausgerufen. Das relativiert sich etwas, wenn man sich die Daten genauer ansieht. Wir gehen, Stand heute, davon aus, dass es für die Gesamtgruppe der Diabetespatienten eher kein erhöhtes Risiko für die Infektion gibt, aber möglicherweise hat die Qualität der Stoffwechseleinstellung eine Bedeutung für den klini-schen Verlauf. Wir müssen aber auch so bescheiden sein, zu sagen, dass wir ständig dazulernen. Was die konkrete Versorgung angeht, müssen wir trennen zwischen Krankenhaussektor und niedergelassenem Bereich. Insgesamt gab es schon eine große Zurückhaltung der Bevölkerung, was Arztbesuche angeht. Welche Kollateralschäden im weitesten Sinne dies zur Folge hatte, muss sorgfältig untersucht werden. In jedem Fall ist ein wichtiges Anliegen der DDG und vieler anderer Fachgesellschaften, mit positiver Kommunikation wieder Vertrauen zu schaffen. Krankenhäuser und Arztpraxen sind in der Corona-Krise durch gutes Management und Umorganisation relativ
sichere Bereiche geworden, verglichen mit anderen Orten.

Inwieweit hat die Digitalisierung bei der Bewältigung der Corona-Krise schon konkret geholfen?

Müller-Wieland: Digitale Versorgungsangebote inklusive telemedizinischer Angebote haben bei der Aufrechterhaltung der Versorgung geholfen. Da ist schon eine breite Wahrnehmung, würde ich sagen. Viele Ärzte haben die Erfahrung gemacht, dass Telemedizin nicht irgendwie kompliziert ist, sondern geht. Geholfen hat sicher, dass es bei den Industrieangeboten durch Corona einen deutlichen qualitativen Push gab. Insgesamt ist das jetzt eine gute Ausgangssituation für die Dinge, die wir in Angriff nehmen wollen, nämlich eine „echte“ Digitalisierung im Sinne einer Sammlung und Auswertung von Versorgungsdaten und einer patientenorientierten digitalen Transformation der Diabetesversorgung.

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  • Prof. Müller-Wieland und Manuel Ickrath: Philipp Grätzel von Grätz