Quelle: Sopra Steria Consulting – Nicht zuletzt seit der Vorlage des Referentenentwurfs zum Digitale-Versorgungs-Gesetz unter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist die digitale Transformation eines der wichtigsten Themen der aktuellen Gesundheitspolitik. Beim Blick in den Arbeitsalltag von Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern wird jedoch deutlich, dass die Digitalisierung bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten ist. So sehen es auch viele Bürger, wie eine Umfrage der Unternehmensberater von Sopra Steria Consulting nun zeigt. Demnach hält mit 35 Prozent mehr als jeder dritte Bürger das deutsche Gesundheitswesen in Sachen Digitalisierung für eher rückständig. Jeder zweite Befragte ist mit dem Fortschreiten der Digitalisierung unzufrieden. Nur rund 27 Prozent sind in Deutschland zufrieden mit der aktuellen Lösung einer elektronischen Patientenakte.

Geringes Reformtempo in Deutschland

Auch die befragten Experten geben an, dass sie den Ausbau digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen als eher schleppend betrachten. Insbesondere das föderale System wird als größeres Hemmnis angesehen. Auch die Insellösungen auf technischer Ebene aufgrund fehlender IT-Standards erschweren eine flächendeckende Nutzung digitaler Systeme. Daneben kommt auch dem Thema eines mangelnden Datenschutzes bzw. mangelnder Datensicherheit eine hohe Bedeutung zu. Eine gemeinsame Digitalstrategie und eine koordinierende und kontrollierende Instanz auf Bundesebene werden daher von den Experten als wichtig erachtet.

Dies gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund einer zunehmenden Expansion von Firmen wie Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft (GAFAM) im Bereich der Gesundheitsversorgung. Die GEFAM-Unternehmen sind insbesondere an den Gesundheitsdaten ihrer Anwender interessiert sind und dürften datenschutzrechtliche sowie ethische Fragen eher als weniger relevant erachten. Dies wird auch von den befragten Bürgern so gesehen, nur fünf Prozent der Befragungspersonen würden Apps der genannten Hersteller vertrauen, wohingegen über zwei Drittel (68 Prozent) Ärzten, Kliniken und Krankenkassen vertrauen.

Grundsätzlich positive Einstellung zur Digitalisierung

Die befragten Personen machten in der Umfrage aber auch deutlich, dass sie sich durchaus mehr digitale Anwendungen wünschen. Drei von vier Teilnehmern etwa gehen davon aus, dass digitale Lösungen die Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten verbessern und die Versorgungssicherheit erhöhen können. 73 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass sie mehr Gesundheitsdaten auf ihrer elektronischen Patientenakte zur Verfügung stellen bzw. speichern würden, wenn eine sichere und einfache Lösung zur Verfügung stehen würde.

Dr. Tina Wulff, Senior Consultant Digital Healthcare bei Sopra Steria Consulting, fasst die Studienergebnisse zusammen: „Die Deutschen sind längst bereit für digitale Angebote in der Gesundheitsversorgung. Die Technik dafür ist ebenfalls vorhanden, nun müssen die Akteure nachziehen“. Sie mahnt jedoch an, dass Lösungen fehlen, „die speziell auf die Versorgungslandschaft im deutschen Gesundheitswesen zugeschnitten sind und flächendeckend ausgerollt werden können. Eine digitale Plattform wäre ein Ansatz, um alle Akteure mit ihren heterogenen Systemen zu vernetzen und digitale Gesundheitsservices für die breite Masse anbieten zu können – nach festgelegten Sicherheitsstandards“,

Für die Studie „European Study on the Digitalisation of the Healthcare Pathway“ von Sopra Steria Consulting wurden 1200 Bürger sowie 35 Gesundheitsexperten aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Spanien befragt. Die Studienergebnisse in einer Zusammenfassung finden Sie unter diesem Link.

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