Himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt – solche Stimmungsschwankungen kennen die meisten Menschen je nach Lebenssituation mehr oder weniger gut. Einige Personen sind jedoch im besonderen Ausmaß davon betroffen, da sie eine Bipolare Störung haben bzw. manisch-depressiv sind. Bei ihnen kommt es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. zu teils übersteigerten Stimmungsschwankungen, die als Reaktion auf eine bestimmte Lebenssituation oder auch ohne äußeren Anlass auftreten. In Deutschland sind ca. 1,5 bis 3 Prozent der Bevölkerung von der Erkrankung betroffen. Gleichzeitig nimmt jedoch aus unterschiedlichen Gründen nur eine Minderheit von 10 bis 15 Prozent der Betroffenen Behandlungen in Anspruch.

Mobile bzw. digitale Lösungen können daher ein Weg sein, die Versorgung von Betroffenen flexibel zu unterstützen. Es gibt bereits eine Reihe von Apps für Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie etwa Angststörungen oder Depressionen. Diese Apps bieten bspw. Symptomtagebücher, eine Chatfunktion zu einem Therapeuten oder allgemeine Gesundheitsinformationen als Funktionen an.

Digitale Plattform für Bipolare Störungen und Schizophrenie

Das tschechische Startup Mindpax möchte mit einer innovativen digitalen Plattform nun Menschen mit Bipolarer Störung oder Schizophrenie helfen. Die Plattform soll dabei als digitaler Therapiebegleiter fungieren und Menschen helfen, ihre psychische Gesundheit aktiv zu managen. Dafür nutzt die Plattform unterschiedliche Tools und setzt unter anderem auch auf Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI).

Die Plattform bzw. das integrierte telemedizinische System besteht dabei aus:

– einem Aktigrafischen Gerät, welches in Form eines Armbands bzw. Wearables eine Messung der Schlafdauer, der Schlaffragmentierung und der kumulativen Aktivitätsrate ermöglicht sowie

– einer mobilen Anwendung bzw. App, welches eine Erfassung von Schlaf, Bewegung, Aktivitäten Stimmungen, Lebensereignissen und Medikamenten ermöglicht.

Auf dem dazugehörigen Internetportal, welches die Daten aus dem oben genannten Armband aggregiert und graphisch aufbereitet, können Betroffene und ihre behandelnden Ärzte den aktuellen Behandlungsfortschritt verfolgen.

App und Wearable sind als Medizinprodukt der Klasse I zertifiziert und wurden schon in verschiedenen Studien untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Compliance bei Patienten mit über 90 Prozent Abschlussquote hoch lag, die Krankheitstage bzw. Fehlzeiten reduziert werden konnten und Episoden leichter erkannt werden konnten. Die Wirksamkeit des zugrunde liegenden Systems der Nutzung eines Aktometers bzw. Aktigraphen wurde bereits in internationalen Studien untersucht.

Das telemedizinische System soll aber insbesondere dazu dienen, Krankheitszutsände genauer einstufen und erkennen zu können und verschiedene Erkrankungsformen clustern zu können. Betroffene sollen so individueller als vorher behandelt werden können, etwa in Hinblick auf die richtige Medikation. Das Start-up möchte das System kontinuierlich weiterentwickeln und vor allem dazu beitragen, jedem Patienten eine passgenaue Therapie zu ermöglichen.

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  • Wearable am Handgelenk: FitNishMedia, pixabay.com