Im Nofall, etwa bei einem schweren Unfall oder einem Herzstillstand, kommt es auf jede Minute an. Je schneller Ersthelfer mit Wiederbelebungsmaßnahmen bzw. der Versorgung des Erkrankten beginnen, desto höher sind die Überlebenschancen. Tatsächlich aber trauen sich viele Menschen keine erste Hilfe zu bzw. sind unsicher und ergreifen aufgrund dessen gar keine Erste-Hilfe-Maßnahmen. Nur etwa 15 Prozent der Menschen in Deutschland wissen, was etwa im Falle eines Herzstillstandes zu tun ist.

App der Initiative „Ich kann Leben retten! e.V.“ 

Anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ hat die Initiative „Ich kann Leben retten! e.V.“ aus Hamburg nun eine App vorgestellt, welche im Ernstfall Laienhelfer bei der Wiederbelebung unterstützen soll. Die App führt selbsterkärend durch alle nötigen Schritte der Wiederbelebung, vom Überpüfen, ob Lebenszeichen vorhanden sind bis hin zur Herzdruckmassage. Nach einmaliger Installation kann die App im Notfall sofort vom jeweiligen Retter genutzt werden. Die App ist ab sofort für Android und für iOS kostenfrei verfügbar.

Landretter – Lebensretter-App für Menschen mit einem Herzinfarkt 

Ebenfalls auf die Unterstützung via Smartphone setzt ein Pilotprojekt aus dem ländlichen Mecklenburg-Vorpommern, welches vom Uniklinikum Greifswald geleitet wird. Das Projekt wird mit rund 5,4 Millionen Euro mit Mitteln des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Als eine Maßnahme des Projektes (neben weiteren Maßnahmen wie etwa dem Einsatz eines Tele-Notarztes oder der Schulung von medizinsichen Laien in Erster Hilfe) sollen Menschen („Mobile Ersthelfer“) im Falle eines Herzinfarktes durch die Lebensretter App schnelle Hilfe bekommen. Ersthelfer, etwa Ärzte, Pflegekräfte, Feuerwehrleute oder Retttungssanitäter bekommen entsprechend eine Nachricht auf ihr Handy, um mithilfe von Reanimationsmaßnahmen die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. Bisher haben sich rund 100 Personen als qualifizierte Ersthelfer registrieren lassen. Die App meldet dabei der Leitstelle diejenigen Ersthelfer, welche mit ihrem Handy in die jeweils nahe Funkzelle eingelogt sind, aus welcher der Notruf kam. Diese erhalten dann eine Nachricht mit dem genauen Standort und können so rasch mit der Reanimation beginnen. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier. 

Bundeswirtschaftsministerium fordert bundesweite Notruf-App

Die stärkere Einbindung von Smartphones sieht auch das Bundeswirtschaftsministerium als wichtig an. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries fordert etwa die Entwicklung einer bundesweiten Notruf-App und erläutert, dass Notrufe per Telefon nicht unbedingt mehr zeitgemäß seien bzw. durch eine App sinnnvoll ergänzt werden könnten. Eine Integration von mobilen Endgeräten in das Notrufsystem sei daher sinnvoll. Die App solle den Notruf vom Smartphone dann direkt in die örtlich zuständige Rettungsleitstelle senden. Auf diese Art und Weise könnten auch dann Notrufe abgesendet werden, wenn ein Notruf unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. In den nächsten Monaten wird ein Prototyp in ausgewählten Leitstellen getestet, um letztlich eine plattformuanbhängige App auf den Markt bringen zu können, die in jeder Leitstelle in Deutschland einsetzbar ist.

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