Seit dem Jahr 1994 findet jeweils am 21. September der Welt-Alzheimertag statt, um die Öffentlichkeit für das Thema Alzheimer bzw. Demenz und die Bedürfnisse von Betroffenen und ihren Angehörigen zu sensibilisieren. Die Dachorganisation „Alzheimers Disease International“ mit Sitz in London unterstützt weltweit Aktiviitäten und Initiativen an diesem Tag. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Demenz. Die Vielfalt im Blick“.

Nach Schätzungen sind weltweit etwa 46 Millionen Menschen von einer demenziellen Erkrankungen betroffen, insbesondere auch in Entwicklungsländern bzw. Schwellenländern. In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. rund 1,6 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen, davon zwei Drittel von der Alzheimer-Erkankung – Tendenz steigend.

Am Weltalzheimertag organisieren die örtlichen Alzheimer-Gesellschaften und regionale Selbsthilfegruppen jährlich verschiedene Veranstaltungen, etwa Vorträge, Workshops, Tagungen, Benefizveranstaltungen oder Gottesdienste, um die Öffentlichkeit über die Erkrankung zu informieren und Beratungs- und Hilfsangebote aufzuzeigen.

Eine zentrale Rolle spielen dabei auch die medizinisch-pflegerischen und therapeutischen Behandlungs- und Beratungsmöglichkeiten sowie die Gewährleistung einer an den Bedürfnissen der Patienten und ihrer Angehörigen orientierten Pflege.

Technische und digitale Unterstützungsmöglichkeiten 

Die Sicherstellung einer angemessenen Pflege und sozialen Betreuung ist ein zentraler Aspekt in der Betreuung von Demenzkranken. Es gibt jedoch auch mittlerweile eine Reihe von technischen und/oder digitalen Anwendungen, welche demenziell Erkrankte und ihre Angehörigen unterstützen können.

Die Hilfsmittel reichen dabei von Systemen zur Herdsicherung bzw. automatischen Herdausschaltung über GPS-basierte Ortungsgeräte für Personen mit Orientierungsschwierigkeiten und Telefone mit Notrufbutton bis hin zu intelligenten und sensorbasierten Systeme zur Sturzerkennung. Aber auch digitale Anwendungen können Vorteile bieten. So gibt es mittlerweile eine Reihe von Apps bzw. mobilen Anwendungen, die bspw. (auch Angehörige) an die Einnahme von Medikamenten erinnern oder die Darstellung von medizinischen Erkrankungen und Symptomen erleichtern. Des Weiteren gibt es Apps, die im Sinne des „Gamification-Ansatzes“ die kognitiven Funktionen von demenziell Erkrankten (insbesondere im Frühstadium) auf spielerische Art und Weise unterstützen können. Auch (zusätzliche) Betreuungskräfte können entsprechende Applikationen bei der Betreuung etwa im Pflegeheim einsetzen.  Weiterhin informieren Apps z.B. über wichtige Aspekte der Erkrankung, lotsen durch den „Pflege- und Recht-Dschungel“ oder erklären Angehörigen den richtigen und gelassenen Umgang mit Erkrankten. Natürlich sind nicht alle Applikationen gleich gut geeignet bzw. sinnvoll. Die ZTG GmbH möchte daher zusammen mit der Alzheimer-Gesellschaft Hamm e.V. in einem interdisziplinären Team und mittels eines systematischen Bewertungsprozesses insbesondere diejenigen mobilen Applikationen herausfiltern, welche sich zur Unterstützung der kognitiven Funktionen und der zusätzlichen Betreuungskräfte eignen.

Digitale Patientenverfügung

Beim Thema Alzheimer bzw. Demenz geht es natürlich einerseits um medizinisch-pflegerische und soziale Fragestellungen. Gleichzeitig tritt jedoch aufgrund des progressiven Krankheitsverlaufes früher oder später die Frage nach den (letzten) Wünschen des Patienten auf, wenn sich dieser nicht mehr selbst äußern kann. Hier kommt das Thema der Patientenverfügung ins Spiel. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hat noch keine Patientenverfügung erstellt. Dies mag auch daran liegen, dass es für den einzelnen Patienten/Bürger schwierig ist, wirklich alle denkbaren Situationen und Behandlungsmöglichkeiten abwägen zu können und hier eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Der Berliner Notfallmediziner Paul Brandenburg möchte genau diesen Prozess jetzt mittels digitaler Anwendungen erleichtern. Paul Brandenburg hat 2015 in Berlin das Unternehmen „DIPAT“ gegründet, welches elektronsiche Patientenverfügungen anbietet. Der Kunde erhält dafür online einen elektronischen Fragebogen mit Fragen zu Vorerkrankungen, Medikamenten und zum Gesundheitszustand. Zudem werden der Person Fragen gestellt, etwa „Sie verlieren dauerhaft die Fähigkeit, Sprache zu verstehen. Was andere sagen, hört sich nach unverständlichen Lauten an. Lesen können Sie jedoch. Würden Sie den Tod vorziehen?“. Diese können in Abstufungen bejaht oder verneint werden. So erhalten Kunden online eine Hilfstellung bei der Konkretisierung von Wünschen und Bedürfnissen. Der so verfasste Behandlungswille kann nun vom Arzt im Notfall bzw. in palliativen Situationen in entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Das Unternehmen will insbesondere helfen, eher unpräzise Begriffe wie „Künstliche Beatmung“ für den Patienten verständlich zu machen. Der Terminus „Künstliche Beatmung“ wird unterteilt und übersetzt in Begriffe wie „invasive Beatmung“, „Beatmung über eine Maske“ oder „Anlegen einer Trachealkanüle“. So können dann im jeweiligen Kontext die entsprechend gewünschten von den unterwünschten Behandlungen abgegrenzt werden. Die ausgedruckte und unterschriebene Patientenverfügung wird bei Dipat und beim Kunden hinterlegt. Der Arzt wiederum hat auf die Verfügung bei Dipat Zugriff, um sie im entscheidenden Moment einzusehen, jeweils unter Beachtung von datenschutzrechtlichen Aspekten. Das StartUp von Paul Brandenburg ist auf Wachstumskurs und plant bis Ende des Jahres 2018 einen Umsatz von 2,4 Millionen Euro bei 130000 Nutzern.

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