Quelle: EHealthCom/Ärzteblatt.de – Das Coronavirus bereitet sich trotz der Eindämmungs- und Schutzmaßnahmen von behördlicher Seite weiter aus bzw. die Infiziertenzahlen steigen immer noch an. Gleichzeitig bereiten die Maßnahmen zum „Social Distancing“ vielen Menschen Probleme in Bezug auf ökonomische und psychische Folgeerscheinungen. Einzelne Länder, die besonders früh von der COVID19-Krise betroffen waren, haben bereits digitale Unterstützungs-Tools eingesetzt, um das Virus einzudämmen. Die Gesundheitssysteme haben dabei sog. Kontakt-Apps implementiert, mit den Infizierte getrackt werden und Kontaktpersonen gewarnt werden können. Ein solches digitales „Contract Tracing“ via Smartphone wird auch zunehmend in Europa diskutiert. In Deutschland soll dazu heute eine Lösung der Berliner Einrichtungen Heinrich-Hertz-Institut und Robert-Koch-Institut vorgestellt werden.

Kontakt-Apps zu Erleichterung des Alltags

Die Kontakt-Apps sehen vor, dass im Falle einer bestätigten Infektion die Benutzer anderer Smartphones über das Internet einen Hinweis erhalten. Sie können sich dann selbst in Quarantäne begeben und werden dazu aufgefordert, sich selbst testen zu lassen. Via Bluetooth-Funktion anderer Smartphones in der Nähe ortet die App dann die Entfernung und Dauer des Kontaktes der infizierten Person. Da viele Menschen ihr Smartphone immer bei sich tragen, könnte die App recht einfach und niedrigschwellig genutzt werden. Das Contakt-Tracing konnte anonymisiert erfolgen. Das bedeutet, dass die anderen alarmierten App-Nutzer nicht erfahren, bei welcher Person sie sich möglicherweise mit dem Virus infiziert haben.

Die in der Frühphase des Ausbruchs der Corona-Pandemie erfolgte telefonische Kontaktermittlung von Infizierten ist so zeit- und personalintensiv, dass sie schon relativ früh in Deutschland wieder aufgegeben wurde. Aktuell haben es Betroffene selber in der Hand, ob sie ihr soziales Umfeld auf die Gefahr einer möglichen Ansteckung hinweisen oder nicht.

Studie aus Oxford zum digitalen Contact-Tracing

Passend zu den bisherigen Erfahrungen und Überlegungen in Deutschland und anderen Ländern haben britische Forscher nun in einer in „Science“ veröffentlichten Studie errechnet, dass ein digitales Contact Tracing die gegenwärtige Pandemie eindämmen könnte. Zudem könnte der behördlich angeordnete „Lockdown“ des öffentlichen Lebens mit all seinen Folgeerscheinungen ggf. vermieden werden (siehe doi: 10.1126/science.abb6936). In der Studie haben die Forscher auf Basis der realen, epidemiologischen Daten der COVID19-Pandemie errechnet bzw. versuchen in ihrer Modellierung abzuschätzen, was ein digitales Kontakt-Tracing via App dem öffentlichen Gesundheitswesen bringen kann.

Als epidemiologische Kennziffern nutzen die Wissenschaftler Datensätze aus China und Südkorea zur SarsCoV2-Epidemie. Mithilfe einiger Annahmen, etwa zur Inkubationszeit des Virus, konnten die Forscher zeigen, dass sich die Epidemie mit konventionellen Maßnahmen, also klassisches Testen mit manuellem Nachverfolgen von Kontakten, nicht wirksam eindämmen lässt. Der Corona-Virus breitet sich derzeit so schnell aus, dass die konventionellen Maßnahmen nicht hinterher kommen.

Die Forscher hoffen, dass sich durch die App die Zahl der Neuinfektionen begrenzen lässt, da die Kontaktaufnahme mit Kontaktpersonen von Infizierten schneller verläuft und nicht erst mehrere Tage vergehen, bis die Kontaktpersonen von Infizierten informiert werden – wenn sie es denn überhaupt werden.

Würde die App in großem Umfang von der Bevölkerung genutzt, so könnten lokale Ausbrüche schneller erkannt werden und Kontakte rascher unterbunden werden. Die persönlichen Einschränkungen im Alltag von größeren Teilen der Bevölkerung könnten so möglicherweise reduziert werden.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel in der EHealthCom. Unter diesem Link können Sie den Artikel im Ärzteblatt finden. Die Studie Quantifying SarsCoV2 transmission suggests epidemic control with digital contact tracing“ finden Sie hier.

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  • Handy Tracking Corona: geralt, pixabay.com