Quelle: hih – Die Parkinson-Krankheit gehört zu den am häufigsten auftretenen neurodegenerativen Erkrakungen und ist nach der Demenz des Typs Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland (vgl. Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen).

Die medikamentöse Therapie nimmt neben der Physio- und Bewegungstherapie einen wichtigen Platz in der Behandlung der Erkrankung ein und dient insbesondere der Kontrolle und Milderung der Symptome. Auch digitale Anwendungen finden zunehmend Eingang in die Therapieplanung und können vor allem die Compliance bzw. Mitarbeit des Patienten bei der Behandlung unterstützen. Julia Müllner, Oberärztin am Zentrum für Parkinson und Bewegungsstörungen am Inselspital Bern, hat vor diesem Hintergrund zusammen mit Partnern die Swiss Parkinson-App entwickelt. Die App zielt vor allem darauf ab, die Symptome regelmäßig zu beobachten, den Patienten an die Medikamenteneinnahme zu erinnern und die behandelnden Ärzte mittels einer fundierten Datenbasis bei der Therapieplanung zu unterstützen.

Im Interview mit dem hih (health innovation hub) in Berlin erläutert Dr. med. Müllner die Funktionsweise und Ziele der App.

Welches vornehmliche Ziel verfolgen Sie mit der Nutzung der Swiss Parkinson-App für Ihre Patient:innen?
Erst einmal geht es nicht nur um meine Patient:innen, sondern um Parkinsonbetroffene jeden Alters und in jedem Stadium der Krankheit sowie auch um deren Angehörige. Unser Ziel ist es, den Zeitraum im welchem die Betroffenen selbstbestimmt und unabhängig von Fremdhilfe leben können zu verlängern und das Bewusstsein dahingehend zu schärfen, dass das eigene Verhalten direkten Einfluss auf den eigenen Zustand hat.
Durch eine gute medikamentöse Einstellung und Verbesserung der Compliance bzgl. nicht-medikamentöser, parkinsonspezifischer Therapien wollen wir eine bessere Kontrolle der Krankheitssymptome erreichen und so die Komplikationen wie z.B. Stürze und deren Folgen reduzieren. Dass dies nicht nur funktioniert, sondern auch noch kosteneffizient ist, konnte in den Niederlanden von Prof. Dr. Bas Bloem aus Nijmegen bereits eindrucksvoll gezeigt werden.
Wie unterstützt die App diese Ziele?
Die App begleitet die Patient:innen den ganzen Tag und erleichtert ihnen die regelmäßige Dokumentation ihrer Symptome, denn ihr Smartphone haben sie immer dabei und die App erinnert sie regelmäßig an ihre Medikamente und fragt einmal pro Tag jeweils zu alternierenden Zeiten, wie die Beweglichkeit gerade ist. Die App beinhaltet eine Tagebuchfunktion zum Erfassen von Symptomen, Aktivitäten und Stürzen, Informationen zur Schlafqualität und Stimmung, sowie der Medikationsplan, der darüber hinaus mit einer Erinnerungsfunktion ausgestattet ist.
Desweiteren haben wir allgemeine Hinweise zur Parkinsonerkrankung (Symptome, Entwicklung und Therapie) zusammengestellt, Videos mit Übungen für Kraft, Koordination, Feinmotorik und Stimme sowie die Möglichkeit zur Erstellung eines individuellen Übungsprogramms.

Zum Interview

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  • Neuronen und Synapsen: skylarvision, pixabay.com