Millionen Menschen leiden in Deutschland unter mehr oder weniger regelmäßigen Kopfschmerzen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von harmlosen Ursachen wie Stress, Verspannungen und Bewegungsmangel über Nebenwirkungen von Medikamenten bis hin zu chronischen Erkrankungen wie Migräne. Nach Angaben der Schmerzklinik Kiel leiden bis zu 18 Millionen Menschen in Deutschland unter Migräne. Diese zeigt sich in Form von sog. Migräne-Attacken, die sich nicht nur durch (starke) Kopfschmerzen, sondern auch durch Symptome wie Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen bemerkbar machen.

Vielfach bleibt da nur der Griff zur Schmerztablette. Tatsächlich bilden schmerzlindernde Medikamente einen wichtigen Baustein der Therapie. Allerdings können Schmerztabletten, wenn sie oft eingenommen werden, wiederum Kopfschmerzen hervorrufen und Nebenwirkungen (z.B. auf den Magen) haben. Zudem bekämpfen sie nur die Symptome, nicht jedoch die Auslöser von Migräne. Diese sind individuell und vielfältig, z.B. Schlafmangel, Stress, falsche Ernährung, Krankheiten etc.

App hilft Migräne-Patienten

Eine effektive Therapie erfordert daher ein individuelles und vor allem ganzheitliches Vorgehen. Die Techniker Krankenkasse hat hierzu eine Migräne-App mitentwickelt, welche dabei helfen soll, die Schmerztage zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen.

Eine Studie mit rund 1.464 befragten Nutzer der Migräne-App der TK hat nun gezeigt, dass aktive App-Nutzer bis zu drei Tage im Monat weniger an Kopfschmerzen leiden als ohne Nutzung der App. Die für Android- und iOS-verfügbare App konnte bisher 136.000 Downloads verzeichnen, so dass hochgerechnet auf alle Nutzer der Anwendung theoretisch knapp 5,3 Millionen Schmerztage im Jahr reduziert werden konnten. Prof. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Die Studie zeigt deutlich, dass die Patienten von der Begleitung ihrer Behandlung mit der Migräne-App profitieren. Sie haben weniger Kopfschmerztage pro Monat, und auch die Notwendigkeit für die Einnahme von Akutmedikamenten gegen Kopfschmerzen nimmt ab“.

Die Studie hat gezeigt, dass 76 Prozent der befragten App-Nutzer der Meinung sind, dass die App ihnen dabei hilft, ihren mit dem Arzt erstellten Behandlungsplan einzuhalten. Zudem sagen 80 Prozent, dass sie die Dokumentation via App einem herkömmlichen Schmerztagebuch auf Papier vorziehen.

Innovative Nutzungsmöglichkeiten

Die Anwendung unterstützt insbesondere die bestehende ärztliche Versorgung, indem bspw. App-Nutzer die Migräne-App zum Arztbesuch mitnehmen. Arzt und Patient können dann besser die Medikation absprechen. Die User können in ein Schmerztagebuch die begleitenden Umstände der Migräne-Attacken, die Medikamenteneinnahme, Symptome etc. eintragen und erhalten so übersichtliche Ergebnisse über das „Verhalten“, also typische Auslöser, Verstärker etc., der Erkrankung. Zudem werden die Nutzer gewarnt, wenn sie die maximal erlaubte Akutmedikation von höchstens neun Tagen im Monat überschreiten. Weiterhin stellt die App verschiedene Selbsthilfe-Tools bereit, etwa eine Anleitung zur Progressiven Muskelentspannung.

Seit diesem Frühjahr stellt die App außerdem eine Simulation einer sog. Migräne-Aura zur Verfügung. Diese zeigt, wie visuelle Störungen bei Migräne-Attacken aussehen. Das soll insbesondere dazu beitragen, die Symptome von denen eines Schlaganfalls unterscheiden zu können. Knapp 40 Prozent der befragten App-User berichten, dass sie erstmals anderen, Nicht-Betroffenen verständlich machen können, wie sich das Sichtfeld bei einer Migräne-Aura einschränkt.

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