Quelle: Ärzteblatt.de – Psychische Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen nehmen mittlerweile einen wichtigen Raum in der Gesundheitsversorgung ein und werden von manchen Experten schon als Volkskrankheiten bezeichnet. Die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen wie etwa Social Distancing, wirtschaftlichen Sorgen oder Angst vor einer Infektion kann die Situation bei bereits vorbelastenen Personen zusätzlich erschweren. Gleichzeitig jedoch haben die angeordneten Kontaktbeschränkungen teils dazu geführt, dass etwa Gruppen- oder auch Einzeltherapien im ambulanten und teilstationären Bereich nicht mehr vor Ort durchführt werden konnten.

Vor diesem Hintergrund haben digitale Anwendungen im Bereich der mentalen Gesundheit seit Beginn der Corona-Krise einen deutlichen Aufschwung erfahren. Wie auf der Veranstaltung „E-Mental-Health: gemeinsam weiterdenken“ des Health Capital/Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin/Brandenburg deutlich wurde, haben etwa viele Psychotherapeuten ihre Versorgung auf digitale Sprechstunden umgestellt und so die Grundversorgung aufrechterhalten. Zudem kommen in letzter Zeit vermehrt Apps bzw. sog. „Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)“ für den mentalen Bereich auf den Markt, die in Zukunft noch wichtiger werden könnten. Im jüngst veröffentlichen DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) findet sich mit „velibra“ auch eine bereits als DiGA zugelassene Anwendung gegen Angststörungen. In den nächsten Monaten werden sicherlich noch weitere Anwendungen auch für das Gebiet der psychischen Erkrankungen hinzukommen.

Wenngleich durchaus viele jüngere Menschen, aber auch Ältere, diesen Anwendungen gegenüber aufgeschlossen sind – so eine Umfrage des Zentral­insti­tuts (ZI) für Seelische Gesundheit in Mannheim – wird es sicherlich noch einige Zeit brauchen, bis sich die DiGA tatsächlich in der Versorgung durchgesetzt haben. Ärzte, Therapeuten und Patienten können wahrschenlich erst in einiger Zeit auf einen größeren Erfahrungsschatz mit diesen Anwendungen zurückgreifen.

Mehr Kompetenzen auf Patientenseite erwünscht

Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung forderte in diesem Zusammenhang auf der Veranstaltung, dass Patienten vor Nutzung digitaler Anwendungen u.a. darüber aufgeklärt werden, was sie im Fall einer psychischen Krise tun sollen. Gerade weil in der psychotherapeuten Praxis häufig wenig Zeit sei, sich mit den neuen Möglichkeiten der DiGA auseinanderzusetzen, seien hier strukturierte Konzepte seitens der Politk, aber auch der Hersteller notwendig. Das ZI hält die Vertrauensbildung an der Basis des Zertifizierungsprozesses des BfArM für relevant, da die Evidenzbasierung eine Grundlage für die erfolgreiche Nutzung von Apps sei. In den gängigen AppStores gäbe es hingegen eine große Anzahl an nicht qualitätsgesicherten Apps, so ds ZI.

Gleichzeitig könnten nach Einschätzung von Experten aber eben auch gerade digitale Anwendungen eine Chance sein, und zwar insbesondere für solche Patienten, die die Angebote der Regelversorgung nicht nutzen können oder wollen. Denn mit den konventionellen Angeboten werde nur ein gewisser Teil der Patienten erreicht, und viele könnten mit digitalen Anwendungen einen ersten Schritt hin auf dem Weg zur Besserung unternehmen. Dies gelte insbesondere dann, wenn die digitalen Anwendungen durch persönlichen Support, etwa über Chat- oder Mailfunktionen, durch einen Therapeuten unterstützt würden.

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  • Frau sitzt alleine vor Fenster: AnthonyTran, unsplash.com