Quelle: Ärzteblatt.de – Kinder und Jugendliche, die unter Zwangsstörungen leiden, können von online-basierten Therapien profitieren bzw. eine Besserung ihrer Symptomatik erfahren. Dies ist das Ergebnis einer randomisierten Studie des Karolinska Instituts in Stockholm, die jetzt im im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2021; DOI: 10.1001/jama.2021.3839) veröffentlich wurde.

Zwangsstörungen beginnen häufig im Kindes- und Jugendalter und beeinträchtigen zunehmend den Alltag der Betroffenen. Patienten fühlen sich immer mehr zu wiederholten Handlungen gezwungen, etwa zum ständigen Händewaschen oder zur wiederholten Kontrolle, ob sie die Haustür abgeschlossen haben. Die Zwänge beherrschen zunehmend das Leben der Betroffenen und nehmen immer mehr Raum in deren Gedankenwelt ein. Auch wenn diese Handlungen bzw. die Intensität der Handlungen von den Patienten als unsinnig erkannt wurden, fällt es ihnen schwer, diese zu unterlassen.

Eine frühzeitige und zielgerichtete Therapie verspricht am ehesten, die Störung zu beseitigen und damit die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Kognitive Verhaltenstherapien haben sich hier in Studien als effektiv erwiesen, sind jedoch zeitäufwändig und nicht überall verfügbar. Hier können internetgestützte Behandlungskonzepte eine erfolgsversprechende Alterantive darstellen.

Vor diesem Hintergrund haben Psychologen des Karolinska Instituts in Stockholm eine Onlineberatung entwickelt, die vorsieht, dass ein Teil der Therapie via Internet ablaufen kann. Kinder im Alter von sieben bis 12 Jahren bzw. Jugendliche im Alter von 13-17 Jahren absolvieren nach einer fachärztlich gesicherten Diagnose der Zwangsstörung ein auf ihre Altersgruppe abgestimmtes, 16 Wochen andauerndes Therapieprogramm. Die beiden Programme bestehen aus 14 Modulen mit Informationstexten, Filmen und Übungen.

Die Module sehen Aspekte wie Aufklärung, Psychoedukation, Anleitungen zur Vermeidung von Zwangshandlungen oder Rückfallprävention vor. Eltern bzw. Erziehungsberechtigte können parallel an einer speziell für sie entwickelten Online-Intervention teilnehmen und erfahren hier, wie sie als Angehörige die Betroffenen gezielt unterstützen können. Die Betroffenen erhalten zudem einen persönlichen Therapeuten zur Seite gestellt, der bei Bedarf online oder telefonisch Unterstützung leistet.

Die nun durchgeführte Studie, an der an zwei beteiligten Zentren rund 150 Kinder bzw. Jugendliche teilgenommen haben, zeigte, dass Online-Therapien ein gleichwertiger Ansatz zur Bewältigung der Symptomatik sein können, wenngleich eine kontinuierliche Kontrolle des Behandlungserfolgs notwendig ist. Die Studienleiterin, Eva Serlachius, ist der Ansicht, dass eine Onlineberatung den Zugang zu einer frühzeitigen Therapie insbesondere in ländlichen Regionen ermöglichen kann. Vor allem leichtere Fälle, für die eine ambulante Therapie ausreichend erscheint, könnten von digitalen Angeboten profitieren, damit sich Kliniken eher um die schwereren Fälle kümmern könnten.

Hier können Sie den ganzen Artikel lesen. Unter diesem Link finden Sie das Abstract der Studie.

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