Quelle: EHealthCom – Mobile Gesundheitsanwendungen spielen in immer mehr europäischen Ländern eine Rolle in der Gesundheitspolitik. Entscheidungsträger im Gesundheitswesen sowie Forscherteams haben sich in den einzelnen Ländern bereits mehr oder weniger intensiv mit der Frage beschäftigt, wie digitale Gesundheitsanwendungen in die Vergütungskataloge implementiert werden können. Grundlage aller Entscheidungen ist dabei meist der Nutzen, den eine Gesundheitsanwendung für Patienten bzw. Gesundheitsfachkräfte hat. Es gibt bereits eine Reihe unterschiedlicher Verfahren, wie der Nutzen solcher Anwendungen zu bewerten ist. In den meisten Ländern jedoch gibt es noch keine klaren bzw. abgestimmten Kriterien als Entscheidungsgrundlage.

Vor diesem Hintergrung hat nun das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) in Form eines HTA (Health Technology Assessment)-Berichts eine Orientierungshilfe zur evidenzbasierten Bewertung von Apps mit Gesundheitsbezug entwickelt. Der Ergebnisbericht beruht dabei auf einer kritischen Analyse von sechs bereits existierenden Konzepten zur Nutzenbewertung und elf Apps.

Der HTA-Bericht zeigt dabei insbesondere, dass die einzelnen Gesundheitssysteme durchaus recht unterschiedliche Anforderungen an den Nutzennachweis stellen und es insgesamt nur eher wenige Kriterien an die Durchführung von Studien in diesem Gebiet gibt. Angesichts der dynamischen Entwicklungen in diesem Markt bzw. der zunehmenden Verbreitung von digitalen Angeboten im Gesundheitswesen ist dieses Ergebnis durchaus bemerkenswert, geht es doch schließlich um die Gesundheit von Bürgern und nicht zuletzt auch um die gerechte Verteilung von öffentlichen bzw. Versichertengeldern. Nach dem HTA-Bericht fehlt es dabei nicht nur Krankenkassen an einheitlichen Entscheidungskriterien, auch App-Entwickler wissen häufig nicht konkret, welche Anforderungen sie mit ihrer App erfüllen sollten. Die Orientierungshilfe des AIHTA verfolgt dabei vor allem auch das Ziel, aus den positiv und negativen Erfahrungen anderer Länder einen möglichen Weg für das Gesundheitssystem in Österreich aufzuzeigen.

Digitaler Forschritt überrollt das Gesundheitswesen

Auf Grundlage von sechs internationalen Methodenpapieren (aus Belgien, Deutshcland, England, Frankreich und den Niederlanden) zur Entscheidungsunterstützung im Gesundheitswesen sowie von elf Apps, deren Kosten in einzelnen Ländern teils übernommen werden, hat das AIHTA die Analyse durchgeführt. Dr. Claudia Wild, Direktorin des AIHTA, bilanziert die Ergebnisse der Analyse: „Weder national noch international gibt es abgestimmte und vereinheitlichte Kriterien, wie der Nutzen einer Health-App zu erheben und zu belegen ist. Damit kann keine evidenzbasierte Kostenübernahme von Nutzungsgebühren durch die Kassen erfolgen.“ Insbesondere fehlt es an strikten Protokollen bzw. Vorgaben für das Design und den Ablauf einer Studie zur Evaluation von entsprechenden Apps – im Gegensatz etwa zu den klaren Vorgaben an Arzneimittelstudien.

Das Institut aus Wien hat dabei nur in einem von den sechs untersuchten Framework herausfiltern können, dass gesundheitsbezogene App nach Risikoklassen zu klassifizieren sind und das Studien zur Wirksamkeit der App entsprechend nach der Risikoklasse der App zu konzipieren sind. Dr. Wild meint hierzu: „Einen Lichtblick bildete das britische National Institute for Health and Care Excellence „NICE”, das sowohl Studiendesigns vorschlug als auch klar eine Einteilung nach Risikoklassen für Health-Apps forderte. Es diente uns daher auch als Vorbild für unsere Empfehlungen.“

Das AIHTA spricht sich in seinem Ergebnisbericht insgesamt für eine Kombination aus verschiedenen untersuchten Frameworks bzw. Methodenpapieren aus und empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern ein Stufenmodell. Dabei steht eine Einteilung von Apps in Risikoklassen sowie eine Überprüfung der CE-Kennzeichnung (für Medizinprodukte) an erster Stellte, gefolgt von Evidenznachweisen, jeweils orientiert an den Erfordernissen der untersuchten App. Eine Evaluation mit Berücksichtigung von Aspekten eines Health-Technology-Assessment soll anschließend folgen.

Das AIHTA schlussfolgert, dass mit einem einheitlichen Vorgehen vor allem auch Transparanz und Fairness gegenüber allen Beteiligten – seien es Patienten oder App-Entwickler – sichergestellt werden könne.

Lesen Sie hier den ganzen Beitrag. Die Orientierungshilfe des AIHTA kann unter diesem Link heruntergeladen werden.

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  • Person schreibt in Notizblock neben Smartphone: Chivalry Creative, unsplash.com