Quelle: Ärzteblatt.de – Start-ups bzw. digitale Gesundheitsunternehmen drängen immer stärker auf den Gesundheitsmarkt und setzen dabei auf innovative digitale Lösungen, um die Gesundheitsversorgung zu optimieren und das Krankheitsmangement der Patienten zu erleichtern. Verschiedene Krankenkassen kooperieren bereits mit Digitalunternehmen und bieten etwas individuelle Beratung bzw. Coachings an oder bieten Gründern in Form von Wettbewerben die Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch im Zuge des Digitale-Versorgung Gesetzes des Bundesgesundheitsministeriums erhalten Krankenkassen die Option, verstärkt und einfacher mit Start-ups zu kooperieren und sich intensiv mit der Entwicklung digitaler Innovationen zu beschäftigen.

Auch die privaten Krankenversicherer beteiligen sich zunehmend an digitalen Lösungen und haben einen Venture-Capital-Fonds für digitale Gesundheitsinnovationen aufgelegt, um Start-ups zu fördern. Dies berichtete nun der Vorstandsvorsitzende des PKV-Verbands, Ralf Kantak, bei der Veranstaltung „Digital Health made in Germany“ in Berlin in Anwesenheit von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Wie der Verband mitteilte, stünden bereits mehr als 80 Millionen Euro für die Förderung junger Unternehmen bereit. Das Geld stamme von den beteiligten PKV-Unternehmen, das ursprüngliche Zielvolumen von 100 Millionen Euro sei somit fast erreicht. Mit den Mitteln sollen Telemedizin und digitale Anwendungen für die Prävention, Therapie und Pflege fokussiert werden.

Förderung von digitalen Innovationen begrüßenswert

Bundesgesundheitsminister Jens Sphan begrüßte die Pläne der PKV und sieht den Fonds als wertvolle Ergänzung der bisherigen Aktivitäten zur Förderung digitaler Innovationen. Dies sei insbesondere sinnvoll vor dem Hintergrund, dass in Deutschland immer noch vergleichsweise wenig Wagniskapitel für Start-ups zur Verfügung stünde: „Das ist eine unternehmerische Entscheidung des Verbandes, die mit einem Mehrwert für Deutschland verbunden ist“, so Spahn.

Gleichzeitig verwies Jens Spahn darauf, dass in den USA große Tech-Konzerne wie Apple oder Google Milliarden in den Gesundheitsbereicht investieren, ebenso habe China seine Aktvitäten im Bereich der Genanalyse massiv verstärkt. Europa müsse Tempo bei der Digitalisierung machen, um „eine Form der Selbstbehauptung Europas gegenüber dem Überwachungskapitalismus in den USA und dem Überwachungsstaat in China und unserem Verständnis von Datensouveränität des einzelnen Bürgers“ zu erreichen, meinte der Bundesgesundheitsminister.

Die PKV möchte mit dem aufgelegten Fonds nicht nur Geld in Start-ups investieren, sondern den Gründern auch beratend zur Seite stehen und das notwendige medizinische und versorgungspolitische Wissen vermitteln. Dabei sieht Verbandschef Kantak viele Vorteile bei den privaten Krankenkassen, da sie aufgrund der gerineren Genehmigungsvorbehalte rascher Innovationen in den Gesundheitsmarkt bringen könnten und davon letztlich auch die GKV-Versicherten profitieren würden.

Verordnung zur Nutzenbewertung von digitalen Gesundheitsanwendungen

Der Bundesgesundheitsminister kündigte bei der Veranstaltung des PKV-Verbands am Mittwoch in Berlin zudem an, dass das Bundesgesundheitsministerium in den nächsten Tagen die Rechtsverordnung zur Nutzenbewertung bei medizinischen Apps zur Diskussion stellen wird: „Ich bin stolz, dass wir das erste Land sein werden, das eine Nutzenbewertung für digitale Anwendungen hat“, sagte er. Auch die Kostenübernahme für Apps sei eine deutsche Weltpremiere.

Spahn sprach sich deutlich für den Mehrwert von digitalen Innovationen für den Versorgungsalltag aus. Er halte es für kontraproduktiv, dass aktuell noch von vielen Seiten hauptsächlich die Gefahren betont würden. „Es ist dringend nötig, die Debatte hin zu einer Debatte über die Chancen umzudrehen“, so Spahn.

Bildquelle

  • Laptop mit holzernem USB-Stick: agefis, unsplash.com