Quelle: Ärzteblatt.de – Die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen zu verstehen und selbstbewusste Entscheidungen treffen zu können, stellt eine wichtige Voraussetzung für die eigene Gesundheit dar. Die zunehmend auch digital verfügbaren Gesundheitsinformationen stellen eine Chance für einen gerechteren Zugang zu Gesundheitsinformationen dar, sind jedoch kein Selbstläufer. Digitale Gesundheitskompetenz muss gestaltet werden, wie jetzt ein Symposium der Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei den Krankenkassen (GWQ) in Berlin deutlich gemacht hat.

Die Referenten und Experten betonten, dass bei allen Chancen derzeit viele Informationsdefizite, Fehleinformationen und einfach auch ein eine (zu) große Menge an gesundheitsrelevanten Informationen vorlägen, die für Ärzte und Patienten gleichermaßen eine Herausforderung darstellten.

Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz in Berlin, wies darauf hin, dass es sowohl auf Ärzte und Gesundheitsfachberufe als auch auf die Patienten selbst ankomme. 80% der Ärzte in Deutschland würden seinen Studien nach Gesundheitsstatistiken nicht ausreichend interpertieren können, weil dies kein Teil des Medizinstudiums sei. Patienten hätten auf der anderen Seite Probleme, zwischen Information und Werbung zu unterscheiden. Gigerenzer empfahl Positivlisten mit verlässlichen Quellen für Gesundheitsinformationen sowie Faktrenboxen, die patientengerecht die Evidenz zu einem bestimmten medizinischen Fachgebiet darstellen.

Marion Grote-Westrick von der Bertelsmann-Stiftung verwies auf das durchaus hohe Informationsbedürfnis der Patienten, worauf das Gesundheitswesen derzeit jedoch nicht ausreichend reagiere. Viele Patienten würden vor oder nach einem Arztbesuch nach Informationen zu ihrer Krankheit oder ihrem Gesundheitsbedürfnis im Internet suchen. Sie betonte, dass das Gesundheitswesen hier auch eine gewisse Bringschuld habe, um Patienten aktiv zu verlässlichen Gesundheitsinformationen beraten zu können.

Attila Altiner von der Universitätsmedizin Rostock stellte heraus, dass Ärzte googlenden Patienten gerecht werden sollten und diese auch durchaus als Chance ansehen sollten, da dies ein direkter Anknüpfungspunkt für den Arzt-Patienten-Kontakt sei und ein guter Gesprächsöffner. Daher sollten schon Studierende während ihres Medizinstudiums für das Thema sensibilisiert werden und bereits tätige Ärzte weitergebildet werden, wie sie mit „informierten“ Patienten umgehen können.

Als ein wichtiger Aspekt wurde auch der Nutzenachweis von Gesundheits-Apps angesehen. Apps würden zunehmend nicht mehr nur in den App-Stores angeboten, sondern vermehrt als integraler Bestandteil von Coachingangeboten oder als Erweiterung herkömmlicher Versorgungsstrukturen, etwa über Apotheken und Krankenkassen.


Die Arbeitsgruppe „DiaDigital“ geht dabei im Bereich Diabetiker-Apps als gutes Beispiel voran. Anhand eines systematischen Kriterienkatalogs und Prüfprozesses werden Nutzen, Qualität und Sicherheit der Diabetes-Apps bewertet und gegebenenfalls ein Prüfsiegel verliehen. Als eine von drei geprüften Apps hat die „Omnitest Diabetes-Tagebuch“-App der B. Braun Melsungen AG ein DiaDigital-Prüfsiegel erhalten.

Partner bei DiaDigital sind die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Diabetes-Hilfe (diabetesDE), der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und die Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M). Federführend betätigt sich die DDG-Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Technologie (AGDT). Für die technische Überprüfung wurde die ZTG GmbH hinzugezogen.

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