Die Versorgung und Betreuung von Menschen mit Demenz zählt heute und insbesondere in Zukunft zu den größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen und die Gesellschaft. So leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. bereits heute 1,5 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland, Tendenz steigend. Angesichts dieser Zahlen lohnt es sich darüber nachzudenken, wie digitale Technologien sowohl die Demenz-Forschung als auch die Betreuung von Erkrankten unterstützen können. In der letzten Wochen wurden dazu zwei neue Angebote vorgestellt. Zum einen hat die Deutsche Telekom AG mit ihren Partnern das Virtual Reality Spiel „Sea Hero Quest VR“, welches das erfolgreiche Vorgängerspiel „Sea Hero Quest“  erweitert, vorgestellt. Zum anderne hat die „Töchter und Söhne für digitale Helfer mbH“ aus Berlin gemeinsam mit der KKH Kaufmännischen Krankenkasse zwei neue Online-Pflegekurse vorgestellt, die ehrenamtlichen Helfern bzw. Angehörigen zum einen Grundlagen der häuslichen Pflege und zum anderen Wissenswertes zu Alzheimer und Demenz vermitteln sollen.

Spielen im Dienste der Forschung: Sea Hero Quest VR

Im Jahr 2016 hat die Telekom mit ihren Partnern das Spiel „Sea Hero Quest“ vorgestellt, welches gezielt die Demenzforschung unterstützen soll/sollte. Bisher haben knapp drei Millionen Menschen weltweit das Spiel ausprobiert und so der Wissenschaft anonym große Datenmengen zur Verfügung gestellt. Die Daten fokussieren dabei auf die räumlich Orientierung der Spieler und haben erstmals alters- und geschlechtsübergreifende Normdaten für die Grundlagenforschung zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe dieser Daten können neue Verfahren zur frühzeitigen Erkrankung von Demenz entwickelt werden. Durch den Einsatz von Virtual Reality sollen die bisher erhobenen (Norm-)Daten weiter präzisiert werden. Das Spiel ist zusammen mit der Samsung Gear VR-Brille nutzbar und kann kostenlos heruntergeladen werden. So können etwa bereits sehr kleine Körperbewegungen der Spieler registriert werden, das Spiel registriert Bewegungen auf allen drei Achsen einer Kopfposition. Mit einer Spielzeit von zwei Minuten können gut fünf Stunden herkömmlicher klinischer Forschung abgegolten werden.

Ein Modul des Spiels ahmt dabei das „Morris Wasserlabyrinth-Experiment“ nach. Dieses Verfahren dient dazu, die räumliche Erinnerungs- und Lernfähigkeit zu analysieren. Hierfür muss der Spiel innerhalb eines dreidimensionalen Raums eine „Meereskreatur“ finden, füttern und sich den genauen Standort merken, um dann später wieder dahin zurückfinden zu können.

Michael Hornberger, Professor für angewandte Demenzforschung der University of East Anglia, einem der Projektpartner, fasst die Möglichkeiten des Spiels zusammen:

„Virtual Reality ermöglicht eine noch umfassendere und unmittelbarere diagnostische Beurteilung der Fähigkeit zur räumlichen Orientierung bei Menschen, die möglicherweise Demenz entwickeln. Insbesondere erlaubt uns VR exakter zu messen, wenn Personen in ihrem Orientierungsverhalten unsicher sind, beispielsweise in ihrer Bewegung stoppen und sich umsehen. ‚Sea Hero Quest VR’ hat daher das Potenzial, zusätzliche und ergänzende Daten zum mobilen Spiel zu sammeln“.

Das Spiel „Sea Hero Quest VR“ soll ab September in knapp 100 Telekom Shops in Deutschland zur Verfügung stehen, damit alle Interessierten das Spiel testen können.

Online-basierte Vermittlung von Wissen zu Demenz und Pflege

Nicht nur die Forschung kann von digitalen Technologien profitieren. Auch ehrenamtliche Helfer und Angehörige, welche sich um einen demenziell Erkrankten kümmern, können sich mithilfe von online-basierten Informationen und Kursen den häufig herausforderden und kräftezehrenden Alltag erleichtern. Die „Töchter & Söhne für digitale Helfer mbH“ aus Berlin hat nun zusammen mit der Kaufmännischen Krankenkassen zwei neue Pflegekurse entwickelt. Die Kurse sollen insbesondere dazu dienen, die Erkrankung und die Bedürfnisse der Erkrankten besser zu verstehen. Mithilfe der Online-Kurse haben pflegende Angehörige, die aufgrund der Pflege und ihrer beruflichten Tätigkeit oftmals keine Zeit haben, einen regulären Kurs vor Ort zu besuchen, nun die Möglichkeit, sich zeitunabhängig das nötige Wissen anzueignen.

Der Kurs „Alzheimer und Demenz“ beinhaltet in insgesamt sechs Lerneinheiten Themen wie Pflegeversicherung, Grundlagen der Demenz-Erkrankung, Pflegekosten, Versicherung, Vorsorge und Betreuungsrecht, Alltagsaktivierung, Leben und Umgang mit demenzkranken Menschen und gibt Einblicke in die Gefühlswelt der Erkrankten.

Der Pflegekurs „Grundlagen der häuslichen Pflege“ vermittelt praktische Handgriffe und informiert in sieben Lerneinheiten über Themen wie Essen und Trinken, Körper- und Mundpflege, Bewegsungsabläufe in der Pflege, Pflegekosten und Versicherung, Begleit- und Folgeerkrankungen erkennen und vorbeugen sowie Selbstvor- und -fürsorge.

Unter der Webseite der KKH steht das neue Angebot Versicherten aller Krankenkassen kostenfrei und rund um die Uhr zur Verfügung.

Quelle: EHealthCom, Töchter & Söhne mbH

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