Quellen: Gründerszene.de/Ärzteblatt.de – Bereits sechs sog. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) gegen unterschiedliche Krankheiten wie Angststörungen oder Tinnitus sind im DiGA-Verzeichnis des BfArM gelistet. In Kürze dürfte mit „Selfapy“ (Psychotherapie-Plattform) eine weitere hinzukommen. Diese ist – wie es vom Vertreiber „Teleclinic“ zu hören ist – bereits beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragt und wartet derzeit auf den Zulassungsbescheid.

Das Unternehmen Teleclinic, welches bereits seit längerem eine Plattform für Videosprechstunden anbietet, hat kürzlich begonnen, im Bereich der DiGA stärker zu investieren und dafür eine DiGA-Plattform zur Verschreibung zugelassener Anwendungen gestartet. Mittels der Plattform sollen sich Ärzte leichter  informieren können und damit sollen DiGA schneller zu einem festen Bestandteil der Versorgung – auch in Kombination mit anderen digitalen Dienstleistungen wie der Videosprechstunde – werden.

Dabei sieht das Vorgehen der DiGA-Plattform vor, dass Patienten vor der Verordnung der Applikation einen Anamnese-Fragebogen ausfüllen, sich anschließend via Videosprechstunde von einem Arzt beraten lassen und dann einen Arztbrief erhalten. Diesen können sie nun bei ihrer (gesetzlichen) Krankenkasse einreichen und erhalten von dieser dann einen 16-stelligen Freischaltcode, mit dem die Patienten anchließend die App im AppStore herunterladen können.

Ärzte sind aktuell noch eher zurückhaltend

Die echte Bewährungsprobe in der Praxis steht allen DiGA-Herstellern aber noch bevor – nämlich die Bereitschaft der Vertragsärzte, die Anwendungen im medizinischen Alltag auch tatsächlich zu verschreiben. Bisher hat es hier noch keinen „Verordnungs-Boom“ gegeben, wie es von Seiten der Verbände und Krankenkassen heißt. Die Verordnungszahlen bei den einzelnen Krankenkassen liegen eher im dreistelligen Bereich.

Julius Lehmann von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) meint dazu, dass es sich bei DiGA eben auch um einen „komplett neuen“ Leisungsbereich handle und Ärzte daher zunächst erstmal Erfahrungen sammeln müssten. Das Vertrauen der Ärzteschaft zu gewinnen sei daher durchaus als ein längerer Prozess anzusehen. Lehmann wies kürzlich bei einer virtuellen Veranstaltung in Berlin darauf hin, dass vor allem der Informationsbedarf auf Seiten der Ärzte weiterhin groß sei und dabei insbesondere die Aspekte Datenschutz und Datensicherheit sowie Evidenz der Apps eine Rolle spielen würden. Leicht auffindbare Informationen zum nachgewiesenem Nutzen seien für Ärzte zentral. Derzeit sei jedoch die Verodnung noch mit einem hohen Rechercheaufwand für Ärzte verbunden.

Nach einer kürzlich durchgeführten Befragung von Vertragsärzten durch den Digitalverband Bitkom und den Hartmannbund kam heraus, dass jeder zehnte Befragte nicht einmal wusste, was unter einer DiGA zu verstehen ist. Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbundes, kommentierte das Ergebnis wie folgt: „Wir müssen die Ärzte noch besser über die Möglichkeiten digitaler Gesundheitsanwendungen infor­mie­ren. Wichtig ist aber auch, dass die digitalen Gesundheitsanwendungen dem Patienten helfen und für die Ärzte Diagnose und Therapie wirklich vereinfachen. Nur dann werden sie auch in der Breite ankommen und ihren vollen Nutzen entfalten.“

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  • Stethoskop neben Tabletten: MarkusFrieauff, unsplash.com