Quelle: EHealthCom – Videosprechstunden in der Medizin sind nicht unbedingt eine völlig neue Entwicklung. Die technischen Voraussetzungen und mögliche Einsatzszenarien waren auch schon vorher vorhanden. Dennoch haben digitale Konsultationen bisher im deutschen Gesundheitswesen eine eher untergeordnete Umfrage gespielt, sei es aus Gründen mangelnder Akzeptanz bei Patienten und Ärzten, rechtlichen Bedenken oder fehlenden Abrechnungsmöglichkeiten.

Seit Beginn der Corona-Krise im März hat sich jedoch einiges im deutschen Gesundheitswesen gewandelt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung etwa registrierte binnen eines Monats zehnmal so viele Anmeldungen von Arztpraxen zur Nutzung von Videosprechstunden als in den zwei Monaten zuvor im Januar und Februar. Bedingt auch durch den Wegfall der Deckelungs des Anteils des Videosprechvolumens konnten Ärzte vermehrt auf dieses Instrument zurückgreifen. Gleichzeitig stellten viele Anbieter von Videosprechstunden ihre Dienstleistungen zumindestens temporär kostenfrei zur Verfügung und ermöglichten es damit den Praxen, diese neue Möglichkeit unverbindlich auszuprobieren. Mittlerweile gibt es über 30 von der KBV zertifizierte Videodienstanbieter, die für eine digitale Sprechstunde genutzt werden können.

Positive Sicht auf die Videosprechstunde unter Ärzten

Mit Abflachen der Corona-Infiziertenzahlen und einer zunehmenden Rückkehr in die Normalität stellt sich nun natürlich die Frage, ob Videosprechstunden auch zukünftig fester Bestandteil der medizinischen Praxis bleiben werden. Das health innovation hub (hih) in Berlin hat dazu nun zusammen mit der Stiftung Gesundheit eine Umfrage durchgeführt, um die Akzeptanz von Videosprechstunden bei  Ärzten zu ermitteln. Dabei zeigt sich, dass die Wahrnehmung der Videosprechstunden in den letzten Monaten deutlich positiver gworden ist und diese wohl auch noch nach Corona als medizinisches Kommunikationstool an Bedeutung gewinnen werden: „Die Videosprechstunde scheint ein Lösungsmodul über die akute Situation hinaus und über alle Fachgebiete hinweg zu sein“, so Philipp Stachwitz, Anästhesist und Director Medical Care beim hih.

An der Umfrage über einen Online-Fragebogen und telefonische Interviews nahmen über 2200 Ärzte und Psychotherapeuten teil. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass die Mehrheit der Arztpraxen, nämlich über 52 Prozent, derzeit Videosprechstunden in unterschiedlicher Intensität anbietet. Insbesondere bei den psychologisch/psychiatrischen Fachärzten zeigt sich eine hohe Zustimmung, acht von zehn Ärzten aus diesem Fachbereich setzen aktuell auf digitale Medizin. Mit rund 38 Prozent lehnt ein Drittel der Befragten eine Nutzung von Videosprechstunden ab.

Die Zustimmungswerte sind dabei im Vergleich zum Jahr 2017 deutlich gestiegen. Damals lehnten nämlich noch rund 60 Prozent der Befragten Videosprechstunden grundsätzlich ab. Nur 4,5 Prozent der Befragungsteilnehmer 2017 stimmten der Aussage zu, dass sie derzeit Videosprechstunden anbieten bzw. vorhaben, dies zu tun.

Für die positive Entwicklung machen die Autoren der Studie vor allem die zusätzlichen Angebote der Videodienstanbieter und die Anpassung der Vergütungsregelungen verantwortlich. Julia Hagen, Director Regulatory & Politics beim hih, betont in diesem Zusammenhang: „Hier zeigt sich, wie wichtig die Arbeit an den Rahmenbedingungen der Digitalisierung für den Erfolg ist.“

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  • Frau tippt auf Laptop neben Stethoskop: NationalCancerInstitute, unsplash.com